Buchtipp! Vom Enkel zum Pfleger

Für alle, die pflegen und trotzdem lachen! Martin Frank „Oma, ich fahr schon mal den Rollstuhl vor!"

In seinem innigen Buch erzählt Kabarettist Martin Frank mit ansteckendem Humor und voller Liebe wie er seine Oma bis zu ihrem Tod begleitete.
 

„Ich habe nicht gedacht, dass es mein Leben auf den Kopf stellen wird“, sagt der bayerische Kabarettist Martin Frank in einem Fernsehinterview. Dabei tut der Schlaganfall seiner Oma genau das. Martin war Anfang 20, als die innig geliebte Großmutter plötzlich pflegedürftig wurde. Vier Jahre kümmert er sich um sie, pflegt und versorgt sie und ist zur Todesstunde an ihrer Seite. Wie er diese Zeit erlebt, was er fühlt und wie er als Enkel mit der Situation umgeht, beschreibt er auf 220 Seiten in seinem Buch „Oma, ich fahr schon mal den Rollstuhl vor!“. Rigoros und schonungslos, zurückhaltend und zärtlich – stets voller Liebe und feinem Humor. Ein inniges und zugleich urkomisches Buch, das davon erzählt, was die Pflege eines Angehörigen für junge Menschen bedeuten kann!

Alles geschieht zwischen sieben Uhr morgens bis zum frühen Nachmittag. In diesen Stunden sitzt Martin am Bett seiner Oma und wird zum „Sterbebegleiter aus heiterem Himmel“ – so der Titel des ersten Kapitels. Er blickt zurück: Wie alles kam, wie er ihr zum ersten Mal half, auf die Toilette zu gehen („Ja, hilf mir halt, i muss doch aufs Klo!“), wie er die Pflegestufe beantragte und nächtliche Einsätze plante, wie die Familie das Haus umorganisierte, damit die „d’Kathe“ (die Oma) mit dem Rollstuhl überall hinkommt, wie er von ihr Schweinebraten und Knödel kochen lernte (Enkel: „Wieviel Milliliter Milch müssen in den Knödelteig?“ Oma: „Ein Schuss“), wie er den Pfarrer holte und die Oma in die Klinik musste, wie sehr er seine Oma liebte und trotzdem abenteuerliche Auszeiten nahm und was er ihr noch gewünscht hätte.

Welch ein Glück für die Leser, wenn es ein Kabarettist ist, der sich an vier Lebensjahre Pflege erinnert. Eingebettet in das Leben auf dem heimischen Bauernhof im tiefen Niederbayern. Wo die Oma schon immer mit ihrer Schwester zusammenwohnte, die ebenfalls hochbetagt zunehmend an eine Demenz verloren geht. Aus diesem „Setting“ zaubert Kabarettist Frank eine brillante Tragik-Komödie, verbindet Krankheit mit tiefgründigem Humor und Pflegealltag mit hintersinnigem Witz. Der wunderbare Dialekt, in dem alle miteinander sprechen, tut sein Übriges. Ganz nebenbei beschreibt der Autor noch seine berufliche Transformation vom Standesbeamten zum Kabarettisten und outet sich als Homosexueller. „Und auch wenn ich es mir niemals offen eingestanden hätte, so hatten mich die vergangene vier Jahre wahrscheinlich doch ein wenig belastet. … Die emotionalen Ausschläge während der Pflege eines Angehörigen sind einfach sehr hoch. Von himmelhochjauchzenden und den größten Lachanfällen bis hin zu tieftrauriger Endzeitstimmung mit schlaflosen Nächten am Krankenbett war alles dabei“, stellt er im Kapitel ‚Die Haut als Spiegel der Seele‘ fest. Warum er das Buch geschrieben hat? „Vielleicht hilft’s auch Leuten, die zuhause jemanden haben, den sie pflegen“, sagt er im Fernsehen. Wir finden: Ganz sicher!


„Oma, ich fahr schon mal den Rollstuhl vor! Als ich vom Enkel zum Pfleger wurde“, Martin Frank
Das Buch ist im September 2023 im Rohwolt Taschenbuch Verlag erschienen. 

Es kann über die Website von Martin Frank bestellt werden

„Vom Enkel zum Pfleger“ Martin Frank in der BR-Abendschau 12.09.2023